Weltspartag 2008 – aus der Sicht eines Bankers

7.30h: Krisensitzung. Wer macht die Hauptkassa (Horrortheke)?
Diffuse Entschuldigungen (Spardosenallergie, Kinderhasser etc.) Es werden Streichhölzer gezogen und ich ziehe den kürzeren. Ich falle innerlich zusammen und mache mein Testament. Betretendes, jedoch erleichtertes Schweigen der Kollegen. Sie drücken zum Abschied meine Hand und danken für die gute Zusammenarbeit. Vereinzelt sehe ich Tränen in den Augenwinkeln. Als Verstärkung bekomme ich einen frischen Lehrhaxen, der die ganze Aufregung (noch) nicht verstehen kann.

08.00h: Schreckensruf aus dem Schalterraum: Sie kommen!!!!!
Wir beide beziehen Posten hinter den Cashboys. Als Proviant erhalten
wir 5 Liter Baldrian und 10 kg Schokolade als Nervennahrung.

08.40h: Unser Lehrhaxen ist blass und erwägt die Kündigung.

08.45h: Ich bin nur noch alleine.
Unser Lehrhaxen ist auf dem Weg ins Krankenhaus. Er hat sich beim Öffnen einer ca. 40 Jahre alten Metallspardose die halbe Hand
weggerissen.

09.00h: Unsere Zählmaschine streikt. Ursache: Walt-Disney-Puzzleteile

09.15h: Eine Mutter beschwert sich, dass die anderen Banken viel schönere Geschenke haben. Nach kurzem Disput werden Girokonto und Sparbuch aufgelöst.

09.30h: Ein 6-jähriger Junge will die Spardose nicht herausgeben.

10.00h: Unter großem Geschrei und mit einer Bisswunde in der linken Hand erobere ich das Schwein. Inhalt: EUR 3.49

10.30h: Ich bekomme von einer Mutter eine schallende Ohrfeige. Ihre Tochter fragte, warum hat der Onkel da hinter mir einen Strick um den Hals geknotet. Gab zur Antwort: Damit ich so Bälger wie dich direkt aufhängen kann.

11.00h: Weiche 5 Schritte zurück, weil ein Mann mit riesigem Rottweiler an meine Kassa kommt.

11.01h: Springe 5 Schritte vor und kämpfe mit dem Rottweiler, der meine Schokolade fressen will.

11.05h: Unter geringen Verlusten wird Schokolade zurückerobert. Habe jetzt eine Designerbluse an. Der Hund ist wie eine Katze den nächsten Baum hoch geflüchtet.

12.00h: Öffne eine Spardose und werde klitschnass. Kind hat damit am Morgen noch gebadet.

12.15h: Fingere in Pinguinspardose in undefinierbarer Masse herum. Sieht aus wie Sch…, ist aber Erdnussbutter.

12.30h: Mittagspause. Wir haben durchgehend offen, aber eine halbe Stunde kriegt ja jeder zugestanden.

14.00h: 9-jähriger kommt mit Magnum Plastik-Cola-Flasche voll mit 1-Cent-Stücken.

14.01h: Keilriemen der Zählmaschine reißt.

15.00h: Flasche ist endlich gezählt.

15.15h: 35-jährige Frau fragt nach Geschenken für ihre 5 Enkel und 8 Urenkel.

15.30h: 70-jähriger Mann beschwert sich, dass er kein Geschenk zum Weltspartag bekommt. Ich schenke ihm meine Designerbluse.

16.00h: Mit letzter Kraft entreißen mich zwei Kollegen einem Kleinkind, das mir die Zunge gezeigt hat.

16.28h: Ein Traum wird wahr. Mutter und Tochter kommen mit riesigem
Porzellanschwein. Mit gierigen, blutunterlaufenen Augen werde ich zum
Wahnsinnigen und greife zum Hammer.

16.29h: Ich fühle mich nach meiner Tat innerlich befriedigt.

16.45h:Nach dem tollen Erlebnis kann ich die Frage „ob wir schon Kalender haben“ mit einem freundlichen grinsen übergehen.

17.00h: Kassenhalle wird vor mir evakuiert und geschlossen.

17.15h: Erste Prognosen einer Differenz: EUR 213,41 zu wenig.

17.50h: Erste Hochrechnung: EUR 141,83 zu viel.

18.30h: amtliches Endergebnis: EUR 23.31 zu wenig.

Es ist vollbracht und jetzt ab zum großen Fressen!!!

Kommentare

  1. egghat Oktober 31, 2008
  2. Pingback: Weltspartag 2009 » Sparen Oktober 11, 2009
  3. Schlögl Brigitte, Fil.Hall i.T. Tel.29108 Oktober 14, 2010

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