Zahlungsbilanz

nennt man die Gegenüberstellung der Werte aller außenwirtschaftlichen Transaktionen einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum (meist ein Jahr). Die Zahlungsbilanz umfaßt insbesondere: Handelsbilanz; Dienstleistungsbilanz; Kapitalbilanz. Handelsbilanz und Dienstleistungsbilanz (einschließlich der nicht in Waren oder Dienste unterteilbaren Leistungen und der Bilanz der Transferleistungen) werden zusammen als Leistungsbilanz bezeichnet. Die Handelsbilanz ist die Gegenüberstellung der Werte der Warenein- und -ausfuhr. Ist die Warenausfuhr wertmäßig größer als die Wareneinfuhr, spricht man von einer aktiven Handelsbilanz. Eine passive Handelsbilanz liegt dann vor, wenn der Wert der Wareneinfuhr den Wert der Warenausfuhr übersteigt. Die österreichische Handelsbilanz ist traditionell passiv. Ein wesentlicher Ausgleichsfaktor ist durch die ebenso traditionell aktive Dienstleistungsbilanz gegeben. Unter Dienstleistungsbilanz versteht man die Gegenüberstellung des Wertes der von Österreich den Ausländern gegenüber geleisteten Dienste (insbesondere Ausländerfremdenverkehr) und der von Österreichern in Anspruch genommenen ausländischen Dienste (z. B. Übernachtungen von Österreichern im Ausland). Die Bilanz der Transferleistungen gibt Auskunft über Leistungen, die ohne unmittelbare Gegenleistungen erbracht werden (z. B. inländische Pensionszahlungen an Ausländer, Beiträge an internationale Organisationen). Dle Kapitalbilanz ist die Gegenüberstellung der Kapitalströme zwischen Österreich und dem Ausland, die nicht direkt Gegenleistungen für Güter und Dienstleistungen sind. Neben kurzfristigen Kapitalverschiebungen werden auch langfristige Kapitalströme ausgewiesen. Bei langfristigen Kapitaiströmen ist besonders die Staatsverschuldung gegenüber dem Ausland bedeutsam (Kreditaufnahme im Ausland, Zahlung von Zinsen für ausländische Kredite). Als Grundbilanz wird die Leistungsbilanz einschließlich der Bilanz des langfristigen Kapitalverkehrs (Gegenüberstellung der Werte österreichischer Anlagen im Ausland; ausländischer Anlagen in Österreich) bezeichnet. Eine möglichst große Ausgeglichenheit der Grundbilanzen der verschiedensten Staaten ist auch Ziel der internationalen + Währungspolitik. Da die Zahlungsbilanz buchhalterisch geführt wird, ist sie de facto immer ausgeglichen. Defizite in der Leistungs- und Kapitalbilanz werden aus den offiziellen (der Notenbank) und inoffiziellen (der Kreditinstitute) Währungsreserven finanziert. In der Praxis spricht man von einer ausgeglichenen Zahlungsbilanz, wenn die Grundbilanz ausgeglichen ist. Eine langfristige Unausgeglichenheit der Grundbilanz bringt gewisse Gefahren für die Volkswirtschaft mit sich; insbesondere kann eine langfristig passive Zahlungsbilanz die Importmöglichkeiten einer Volkswirtschaft stark vermindern und damit ihre Funktionsfähigkeit gefährden. Es ist Aufgabe der Wirtschaftspolitik, für einen längerfristigen Zahlungsbilanzausgleich Sorge zu tragen. So kann durch eine Exportförderung einem Trend zu einer passiven Zahlungsbilanz entgegengewirkt werden.

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