Die Finanzkrise hat auch etwas Gutes. Die Kunst widmet sich auch dieser Zeiterscheinung. Sei es in Büchern, in Bildern (vor allem Karikaturen) oder wie in diesem Falle, in Form eines Gedichts zur Finanzkrise. Dieses Gedicht erklärt, wie es zu fallenden Börsenkurse gekommen ist und wer bzw. was dieses Fiasko verschuldet hat. So schön es sich auch liest, das Gedicht bringt es auf den Punkt:
Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen – echt famos!Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.Trifft’s hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken –
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!Soll man das System gefährden?
Da muß eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und – das ist das Feine ja –
nicht nur in Amerika!Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen –
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur.Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.
Wer nun das Gedicht zur Finanzkrise auch geschrieben hat, das bleibt ein wenig offen, denn es hat sich mittlerweile rausgestellt, dass es eine Urban Legend ist, dass dieses Gedicht von Kurt Tucholsky bereits 1930 geschrieben wurde. Diese irreführende Meinung wurde zuerst bei Helge.at vertreten, später aber korrigiert. Vielmehr ist das Finanzkrise-Gedicht zeitnahe entstanden und spiegelt die aktuellen Geschehnisse wider. Der wahre „Verursacher“ dieses NICHT-historischen Gedichts ist eine Person die dem freiheitlichen, österreichischen Lager zugeordnet wird, wie es aus dem Sudelblog zu lesen ist, der mehr Recherchetätigkeit durchgeführt hat. Das Original ist hier zu finden.
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